Frank Rödel
Maler, Weltreisender und Fotograf
Alles im Leben hat seine Zeit, und so kommt man immer wieder an Schnittstellen, die Verharren und Neuorientierung verlangen.
Neuorientierung heißt Rückblick, Gegenlesen und das Hinterfragen, ob man im gleichen Rhythmus, mit gleichen Zielsetzung weitereilen möchte.
So ergab sich um 2018 / 2019 herum eine solche Stufe, die mich zunehmend der reinen Malerei als Resultat von intensivem Naturerleben zuneigen lässt.
Daraus wiederum entstanden dann auch der Titel und die inhaltliche Konzeption meines Blogs „Neues Im Sinn“, der von meinen Reisen und der Verarbeitung des Gesehenen im Atelier berichtet.
Mein Gemüt und meine Seele sind voller Drang die Welt in Ihrem Reichtum an Farben und Formen zu entdecken und für mein Erleben eine künstlerische Sprache zu finden.
Mich zieht es zunehmend zu den Orten der Welt, die unberührt sind vom menschlichen Gestaltungsdrang.
Ich möchte sie mit immer neuen Augen sehen und erlebe Momente der Beglückung und des Aufgehobenseins, die sich für mich besonders beim Betrachten archaischer Landschaften einstellen.
Nach dem mich in den letzten 30 Jahren meine Entdeckungsreisen über alle Kontinente geführt haben, von der Arktis zur Antarktis, von den Vulkanen Hawaiis und Neuseelands zur libyschen Wüste und in die sengende Sonne der Namib, habe ich in den vergangenen Jahren meine Sommer zunehmend in den Landschaften Islands verbracht.
Initiiert von den starken Kontrasten nutze ich oft die Perspektive einer Drohnenkamera, die mir sehr viel unverbrauchtere Sichten aus der Vogelperspektive ermöglicht.
Der goldene Schnitt und damit der Horizont der konventionellen Landschaftsauffassung spielen plötzlich keine Rolle mehr.
Landschaft gerät in eine scheinbare Zweidimensionalität, auf der sich ungewohnte malerische Arrangements von Farben und Formen in sehr reduzierter Räumlichkeit und Tiefenwirkung ergeben.
Bezüge zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos stellen sich ein. So scheint der Blick durch ein Mikroskop der Sicht der Drohne von oben auf eine Landschaft vergleichbar.
In die Malerei übertragen ermöglicht mir diese Unkonventionalität der Perspektiven ein wesentlich freieres, spielerisches, abstrakteres und malerisches Verständnis von Landschaft assoziierender Bildsprache und eine weitgehende Abkopplung von einer eindeutigen gegenständlichen Assoziierbarkeit im Bild.
Um Anregungen für meine Malerei zu bekommen bearbeite und verfremde ich gelegentlich Farbräume von Fotografien ins Surreale. Diese bearbeiteten Fotos sind aber ausschliesslich als Anregung für meine Malerei zu verstehen und bilden eine abstrahierte Brücke zwischen Naturerleben und artifizieller Interpretation in der Malerei.
Landschaftsmalerei ist für mich nicht die detailgetreue Abbildung einer Landschaft, sondern die Darstellung von Stimmungsebenen, Sehnsüchten und Träumen im Gewand der Landschaftsassoziationen.
Gerald Feber im Gespräch mit Frank Rödel – 2021
GERALD FELBER war seit 1981 Musikredakteur im Rundfunk, zuletzt beim Deutschlandfunk Kultur.
Außerdem verfasste er zahlreiche Texte zu Musik und bildender Kunst in verschiedenen Tageszeitungen (u.a. FAZ), Zeitschriften und Katalogen.