….Das Schelfeis, Rothera, Port Lockroy.Rare Gelegenheiten des „Nur-mit-sich-Seins“, die Gewissheit, selbst nicht bewegt zu werden.Gelegenheit, die die Brennweite unseres menschlichen Auges um ein vielfaches überfordernde Weite der Landschaften in die Form großer fotografischer Panoramen zu zwingen.
Die Ausrüstung waren Kamera, Stativ, Panoramaschlitten, Libelle (*), Fernauslöser
und Zeit für ausgiebige Belichtungsreihen.
Wo gibt es härtere Kontraste als in den polaren Regionen, zwischen Hell und Dunkel,
zwischen Fels und gleißendem Schnee und Eis.
Keine Kamera ist in der Lage, solche Kontrastumfänge wiederzugeben. Die
Helligkeiten wären im Bild ausgefressen und die Dunkelheiten zugezogen.
Die Aneinanderreihung und Verrechnung von horizontalen Fotoserien zu einem
Panorama reicht nicht aus, um die vom menschlichen Auge gesehene Szenerie in’s
Foto zu bannen. So greift der mit moderner Software arbeitende Fotograf zu einem
Kniff. Von jeder Position eines zum Panorama gehörenden Fotos wird nicht nur ein
richtig belichtetes Foto gemacht, sondern eine Belichtungsreihe mit einem oder
mehreren über- und unterbelichteten Fotos(**), die später in aufwändigen
Rechenprozessen übereinander gerechnet werden, um die Farbdynamik und den
Kontrastumfang zu erweitern und das Panorama dem Gesehenen so weit als
möglich anzunähern. Helligkeiten und dunkle Partien bleiben so durchgezeichnet und
farblich differenziert. So kommt es dann, dass in einem Panoramafoto oft 50, 60 oder
mehr hochauflösende Fotodateien enthalten sind, was einen gigantischen
Rechenaufwand nötig macht.
Aber auch die Verrechnung dieser Daten ließe noch kein befriedigendes Ergebnis
erwarten, wenn es um die meisten der hier gezeigten Motive geht. Da zwischen dem
ersten und letzten Foto eines Panoramas ein sehr deutlicher zeitlicher Versatz liegt,
haben sich Wasser und Eis zwischenzeitlich weiter bewegt, so dass oft sowohl
vertikale Belichtungsreihen als auch horizontale Bildabläufe nicht mehr genau
übereinander passen und gerechnet werden können.
Ein viele Wochen konsumierender aufwendiger Prozess von Bearbeitung und
händischer Retusche war im Anschluss an die Expedition nötig, um diese 8
Antarktispanoramen in den hier zu betrachtenden finalen Zustand zu versetzen.
Frank Rödel
*Wasserwage, um Kamera und Panoramaschlitten in die für die Panoramafotografie
notwendige waagerechte Position zu justieren.
**HDR-Fotografie (High Dynamic Range)